Linoldruck – Unikate auf Papier & Textil
Was bedeutet „Linoldruck“? Der Begriff Linoldruck bezeichnet ein Hochdruckverfahren, bei dem ein Motiv spiegelverkehrt in eine Platte aus Linoleum geschnitten wird. Die erhabenen, nicht weggeschnittenen Flächen werden mit Farbe eingefärbt und anschließend auf Papier oder Textil gedruckt. Das Ergebnis ist eine grafisch klare, oft kontrastreiche Darstellung – geprägt durch den händischen Schnitt und die Druckstruktur.
Das Wort „Linol“ leitet sich ab vom Rohstoff Linoleum, einem Material aus Leinöl, Korkmehl, Harz und Jutegewebe, das ursprünglich als Bodenbelag entwickelt wurde (Patent durch Frederick Walton, 1860er Jahre. Schon früh erkannten Künstler:innen das Material als Alternative zu Holz für den Druck. Im Vergleich zum klassischen Holzschnitt ist Linoleum weicher und leichter zu schneiden – besonders bei feinen Linien oder größeren Flächen.
Geschichte des Linoldrucks
Der Linoldruck wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts als künstlerisches Medium entdeckt. Erste dokumentierte künstlerische Verwendungen stammen aus Deutschland und Russland, etwa durch Die Brücke (Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff) und spätere Bauhaus-Künstler. Der Linoldruck im 20. Jahrhundert auch im Schulunterricht und in sozialkritischer Grafik populär. In Lateinamerika nutzten etwa Künstler:innen wie Leopoldo Méndez Linolschnitte für politische Aufklärung.
Anwendung & Technik
Beim Linoldruck wird zuerst ein Motiv mit Bleistift auf eine Linolplatte übertragen oder direkt eingezeichnet. Mit Linolschnittmessern werden anschließend die Bereiche entfernt, die später weiß (druckfrei) bleiben sollen. Die Platte wird mit einer Farbwalze (meist mit wasser- oder ölbasierten Druckfarben) eingefärbt und anschließend auf Papier oder Stoff abgedruckt – von Hand oder mit einer Presse.
Anwendung auf Papier
Papier ist das klassische Trägermaterial für Linoldrucke. Von Einzelgrafiken, Kunstdrucken, Karten, Büchern bis zu Plakaten reicht das Spektrum. Es können Einzelabzüge oder Auflagen (Serien) entstehen – jeder Druck bleibt individuell.
Anwendung auf Textil
Beim Textildruck mit Linoleum werden spezielle Stofffarben verwendet. Die Oberfläche von Textil ist unregelmäßiger als Papier, wodurch der Druck rauer und organischer wirken kann – ein Effekt, der bewusst eingesetzt wird. Für großflächigen Stoffdruck kann auch Softcut oder Gummiplatten verwendet werden, die flexibler sind als Linoleum.
Welche Farben und Druckgründe werden im Linoldruck verwendet? Die Wahl der richtigen Farbe hängt beim Linoldruck davon ab, ob auf Papier oder Textil gedruckt wird – denn die Eigenschaften der Untergründe und die Anforderungen an Haltbarkeit und Deckkraft unterscheiden sich deutlich.
Farben für Linoldruck auf Papier: Für das Drucken auf Papier werden meist spezielle Linoldruckfarben verwendet. Diese sind in zwei Haupttypen erhältlich:
Wasserbasierte Farben: Sie sind leicht zu verarbeiten, trocknen schnell, sind geruchsarm und lassen sich einfach mit Wasser reinigen. Geeignet für Papier, Karton, Pappe.
Ölbasierte Farben: Sie bieten kräftigere, tiefere Farbtöne und ein gleichmäßigeres Druckbild. Die Trocknung dauert länger, und die Reinigung erfordert Lösungsmittel. Sie eignen sich besonders für hochwertige Druckgrafik auf feineren Papieren.
Geeignete Papiersorten sind:
• Handgeschöpftes oder Japanpapier: Sehr dünn, aber reißfest, ideal für feine Drucke.
• Druckpapier oder Büttenpapier: Hochwertig, säurefrei und leicht saugend.
Skizzen- oder Recyclingpapier: Alternative für erste Versuche.
Wichtig ist, dass das Papier nicht zu glatt (wie Fotopapier) und nicht zu stark saugend (wie Aquarellpapier) ist, damit die Farbe gut überträgt, aber nicht verläuft.
Farben für Linoldruck auf Textil… Für den Textildruck werden spezielle Stoffdruckfarben oder Textilpigmentfarben verwendet, die auf Wasserbasis hergestellt sind und nach dem Trocknen durch Fixierung mit Hitze (z. B. Bügeleisen) waschecht werden.
Geeignete Farben: Lino-Textilfarben oder Acrylfarben mit Textilmedium: Normale Acrylfarbe kann mit speziellem Textilmedium vermischt werden, um sie flexibel und waschfest zu machen.
Geeignete Stoffe: Baumwolle, Leinen, Canvas: Glatte, unbehandelte Naturfasern sind ideal für klare Drucke.
Je glatter der Stoff, desto besser überträgt sich das Motiv. Dehnbare oder beschichtete Textilien (z. B. Polyester oder Mischgewebe) sind weniger geeignet, da die Farbe schlechter haftet oder beim Waschen bricht.
Linoldruck ist ein künstlerisches Druckverfahren mit handwerklicher Tiefe und gestalterischer Freiheit. Ob auf Papier oder Textil – jede Druckplatte erzählt eine eigene Geschichte. Mit Wurzeln in der politischen Grafik und der Avantgarde hat sich Linoldruck heute als kreative Ausdrucksform etabliert, die Generationen verbindet und neue Impulse in DIY, Kunst und Design gibt.
Quelle: Science Museum Group UK, „Linoleum Invention“ / Victoria and Albert Museum, „Printmaking Techniques“ / Encyclopedia Britannica, „Linoleum Block Printing“ MoMA, Artist Profiles (Kirchner, Méndez)